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Fliegen in der Slowakei

  • David-Matthäus Dill
  • 30. Okt.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Okt.

Ende April fuhr ich voller Vorfreude zum Flugplatz, um den Discus anzuhängen und zum Trainingslager des D-Kaders nach Eggersdorf zu fahren. Nun steht eine lange Zeit fliegen auf dem Programm, ein kleines Abenteuer beginnt.

In Eggersdorf angekommen, erstmal ernüchtert über das Wetter. Wir fliegen an einem Tag (zu Ostern) eine kleinere Aufgabe durch Polen. Aufgrund des schlechten Wetters entscheiden Noah und ich, schonmal in Richtung Slowakei zu fahren, um auf dem Weg dahin noch einen Stopp zum Fliegen in besserem Wetter zu machen. Wir halten in Pirna, fliegen einen Tag und genießen einen Tag lang noch das frühlingshafte Wetter.

Nun geht es los in die Slowakei. Durch Tschechien fahren wir nach Prievidza, essen Döner für 4€ und bekommen einen Einblick in die wunderschöne Landschaft. Wir beziehen schonmal das Airbnb, in das die Sposo‘s 2 Tage später ebenfalls hinzukommen, nutzen die Regentage, um die Technik fertig zu machen und ein paar anfallende Arbeiten am Hänger zu erledigen.

Beim letzten Trainingstag starten wir und erkunden die Gegend um den Platz herum, das ernüchternde Wetter verhindert leider mehr.

Nun brüllt das Wetter aber richtig, wir fliegen 6 Tage in Folge mit hohen Schnitten und großen Aufgaben. Teilweise werden 500km Racing Tasks gestellt, wo ich mit dem Discus in der 15m Klasse schnell einen langen Hals bekomme.

Das Fluggebiet, durchaus anspruchsvoll, aber wirklich schön! Wunderschöne Hügelketten, mit viel Wald, durch die niedere und hohe Tatra auch alpines Fliegen inkludiert.


kleine Fatra
kleine Fatra
niedere Tatra
niedere Tatra
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Das Niveau war ziemlich hoch und insgesamt mit 120 Flugzeugen ein sehr großer Wettbewerb.

Grid mit 120 Flugzeugen, wir sind in der Combi-15m-Class, vor uns die Clubklasse, auf der linken Seite auf Asphalt die Combi-Open-Class
Grid mit 120 Flugzeugen, wir sind in der Combi-15m-Class, vor uns die Clubklasse, auf der linken Seite auf Asphalt die Combi-Open-Class
beim Warten auf den F-Schlepp
beim Warten auf den F-Schlepp

Insgesamt kommen 7 Wertungstage zusammen, bei denen ich unter anderem Tagesplatzierungen von Platz 4 und 6 erreichen konnte. Ich konnte so viel lernen, wie auf keinem anderen Wettbewerb.


Landeanflug auf Prievidza
Landeanflug auf Prievidza

In den 7 Wertungstagen erkundeten wir fast das gesamte Fluggebiet der Slowakei, unglaublich abwechslungsreich und wunderschön!

Mein schönster Moment in dem Wettbewerb? Nunja, ein bisschen ausholen ist nötig. Es wurde eine 500km Racing-Task gestellt. Für Wettbewerb ziemlich ambitioniert, aber nicht unmöglich. Mit dem Discus in der 15m Klasse? Schwierig.

Ich flog direkt mit Linieneröffnung los, um durch das Abfluggepokere nicht die Zeit zum Ende des Tages zu verspielen. Bei dieser Aufgabenlänge gleicht mein Index die 5min am Anfang sowieso aus, doch scheinbar war ich nicht der einzige mit dem Plan, das Zeitproblem erkannten viele. Ich empfand diesen Start wie bei einem Grand-Prix, eine witzige Situation, ich mache dennoch taktisch mein eigenes Ding. An der ersten Wende schaue ich trotzdem ins Livetracking und sehe, dass das scheinbar sinnvoll war, denn ich habe viele hinter mir gelassen. Cool denk ich mir, gebe Gas und grabe mich direkt ein. Hochmut kommt eben vor dem Fall. Nach 20min ausbuddeln, denk ich mir, 'jetzt ist eh egal' und fliege entspannter. Ich kann gleich vorweg nehmen, das dacht ich mir nicht das letzte mal an diesem Tag.

Wenig später treffe ich eine gute Entscheidung beim Anfliegen der hohe Tatra und hole wieder ein wenig auf.


hohe Tatra
hohe Tatra
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Ich denke mir 'Cool, wieder im Game', doch bin beim Einstig zu ungeduldig. Wenig später achtere ich 300m unter Grad für 30min kurz vorm Wendepunkt und kann nicht einmal in den Wendepunkt gleiten, weil ich dann an derselben Position, bloß noch tiefer sein werde. 'Klassische Game over Situation' denk ich mir und mach weiter. Hier die zweite 'jetzt ist eh egal' Situation.

Wieder ausgebastelt, gleite ich zum Wendepunkt und zurück und treffe Noah. Gigantisch, welche Freude in mir aufkommt, ein bisschen Gesellschaft zu haben und sich gemeinsam über das Wetter aufzuregen. Wir fliegen im Team, um beide noch zurück zu kommen. Ich (ohne Motor in der Rückhand), sehe meine Chancen allerdings eher so bei 10%. Beim Ausflug aus der hohen Tatra gen Süden sehen wir die eher zähe Optik, nun ist vorsichtiges, gut überlegtes Fliegen angesagt.

Wir treffen gute Entscheidungen und kommen tatsächlich zurück. Dieser Rückflug voller Spannung, langer Gleitstrecken und geduldiges Buddeln hat das Heimkommen einzigartig gemacht.


Mit einem riesigen Satz mehr Erfahrung, reise ich zurück, diesmal auf anderem Wege. Ich entschließe mich dank meines motivierten Helfers, nach Deutschland zurückzufliegen und verabrede mich mit meinem Helfer, in Pirna zu landen. Ich entscheide mich für einen erlebnisorientierten Rückflug über das Altvater- und Riesengebirge, welches komplett abgeschirmt war. Steckenflugtaktisch keine schlaue Entscheidung, jedoch eine günstige Gelegenheit, diese Gegend zu sehen.


noch einmal der Slowakei winken
noch einmal der Slowakei winken
Einstieg ins Altvatergebirge, komplett abgeschirmt
Einstieg ins Altvatergebirge, komplett abgeschirmt
Altvater
Altvater
Stausee im Altvatergebirge, habe ich leider nur von der Seite gesehen
Stausee im Altvatergebirge, habe ich leider nur von der Seite gesehen
Jeschken - südlich vom Riesengebirge
Jeschken - südlich vom Riesengebirge

Nachdem ich den Einstieg ins Erzgebirge geschafft habe, läuft es auch wieder. Ich fliege das Erzgebirge bis Hof, drehe um, weil meinen Berechnungen zur Folge die 900km Marke bis Pirna passen sollte.


angekommen auf dem Erzgebirge, ziemlich abgeschirmt, hat aber funktioniert
angekommen auf dem Erzgebirge, ziemlich abgeschirmt, hat aber funktioniert
Erzgebirgskante Blick nach Tschechien
Erzgebirgskante Blick nach Tschechien

Der Einstig zurück ins Erzgebirge lief mäßig, die Abschirmung hat um diese Uhrzeit ihr übriges getan. Nach einigen taktisch schwierigen Entscheidungen, fand ich mich in 300m agl mit ansteigendem Gelände bei Großrückerswalde wieder und sah im Vorbeiflug schon die Streckenflieger, die dort gerade gelandet sind. Wasser? schon vor 10min geschmissen. Ist der Flug jetzt vorbei? Muss ich meinen Rückholer doch noch über das halbe Erzgebirge schicken? Wie soll aus dieser Höhe noch etwas gehen, wenn ich gerade 40km durch nahezu tote Luft geglitten bin?

Ich gab auf, drehte um, um in Großrückerswalde zu landen und tröstete mich damit, nette Leute dort zu treffen, die ich von der Quali letzten Jahres kannte. Doch auf einmal, völlig unerwartet, bewegte sich die Luft, ich kreiste ein und stieg. Nicht viel, aber ich stieg. Lustigerweise meldete sich exakt dann das LX zu Wort und brachte die Meldung '1h bis Sunset'. Ja vielen Dank auch, denk ich mir und mache weiter. Ich überlege, wie viel Höhe ich kurbeln muss. Ich hab Gegenwind, ca. 1400m wären schon ganz nett. Nach knapp 1000m hört das Steigen auf, na toll. Also entsprechend der Uhrzeit vorsichtig weiter, möglichst viel fühlen, was die Luft macht. Kurze Zeit später kann ich nochmal 300m steigen. Wird knapp, aber könnte reichen.


Final Glide
Final Glide
tiefstehende Sonne nach 900km bei Pirna
tiefstehende Sonne nach 900km bei Pirna

So war es auch, ich landete nach einem atemberaubendem langen Endanflug kurz vor Sunset mit 900km auf dem LX in Pirna, mein erster 900km Flug. Wahnsinn! Direkt wurde ich freundlich empfangen und lieh mir Putzmaterial, um die Zeit, bis mein Helfer eintrifft, sinnvoll zu nutzen.


nach der Landung in Pirna
nach der Landung in Pirna

Zurück angekommen in Reinsdorf, begann auch schon der Streckenfluglehrgang, wo ich 2 Streckenfluginteressenten im Überlandfliegen coachte.


Danke an den AeroClub, der dies überhaupt möglich macht! Danke an Jim fürs Helfen, an Noah, fürs zusammen Wettbewerb fliegen und an die Sposo's, für die coole gemeinsame Zeit in Prievidza!



 
 
 

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